Mittwoch, 16. April 2014

Staatsleugner - immer öfter in der Presse

Neuerdings schaffen es immer öfter - inzwischen alle paar Tage - einzelne Staatsleugner, genannt Reichsbürger, in die Presse.

Ob man sich drüber freuen soll? Das ist wohl nicht nur bei den Betroffenen selbst eine etwas zweischneidige Sache.

Einerseits ist Information wichtig, und so richtig gut weg kommen die Staatsleugner in den Artikeln ja auch nicht. Mal wird von einer Gerichtsverhandlung berichtet, die vom begangenen Delikt her ganz furchtbar schrecklich egal wäre, gäbs da nicht diese skurrilen Sachen, die Staatsleugner dann so vortragen. Ein anderes Mal werden sie nebenbei erwähnt und dazu wird erläutert, was das genau für Leute sind, so neuerdings bei Artikeln über sog. "Montags-Mahnwachen" im Unterschied zu "Montagsdemos".

Natürlich werden dabei die Staatsleugner wieder mit Rechtsextremen in Verbindung gebracht, obwohl das nur auf einen Teil zutrifft, und natürlich wird nicht so genau erklärt, um was es dabei geht, dass keiner mehr drauf reinfällt. Aber immerhin ist schon mal ein kleiner Schritt getan, der es ermöglicht, darüber was zu erfahren, bevor jemand von dem skurrilen Unfug eingefangen wird und dann nicht mehr davon loskommt.

Für Reichsbürger ist das also eine etwas peinliche Berichterstattung, aber, und das ist das Zweischneidige daran: Sie bekommen jetzt Aufmerksamkeit und neue Möglichkeiten, zu reagieren, die Artikel zu diskutieren, Anhänger und Fans zu finden, indem sie ihre verschwurbelten Theorien ausweiten und anpassen. Dann können sie anschließend sagen: "Siehste, der Staat existiert doch nicht." oder irgendwas in diese Richtung.

Bedenklich ist die Entwicklung auch deshalb, weil jetzt pauschal alles in einen Topf geworfen wird, wenn es um die Mahnwachen geht, und das nicht nur deswegen, weil es auch Initiativen gibt, die evtl. etwas ähnlich aussehen, damit aber rein gar nichts zu tun haben, sondern auch, weil  es niemandem hilft, wenn alle gegeneinander agieren. Und die Reichsbürger/Staatsleugner hält man damit dann auch nicht auf Distanz, mit der Folge, dass letztlich alle als irgendwie zusammengehörend abgehandelt werden - obwohl das falsch ist. Es gibt zwar überall Überschneidungen, aber Truther sind z.B. nicht immer Reichsbürger, und was sich "Anonymous" nennt, lässt sich nicht so definieren, dass dann pauschal gesagt werden könnte, Anonymous sei ja auch dabei.

Das alles auseinanderzudividieren, wäre aber auch zwecklos, weil die einzelnen Vernetzungen letztlich irrelevant sind. Es müsste nur bei der Berichterstattung eben "genauer hingesehen" werden, damit nicht jeder, der sich in einzelnen Teilen der Bewegungen auch nur ein wenig auskennt, gleich bemerkt, dass da jemand schreibt, der sich das alles nicht wirklich angesehen hat. Es würde schon ausreichen, darauf hinzuweisen, dass es lediglich Überschneidungen in den einzelnen Bewegungen gibt, und nicht regelmäßig "allen" die sich dazu zählen, oder sich irgendwo zugehörig fühlen, alles zugerechnet werden kann, was gerade an Aktivität abläuft.

Dazu kommt noch, dass diese Demos als pauschales Dagegensein ablaufen, und damit schon von Anfang an nichts bewirken können. Wer was ändern will, muss wissen, was er wie ändern will. Alles andere ist zwecklos. Aber das ist ein anderes Thema, das gehört in mein anderes Blog ;-)